Der Tigerschnegel (Limax maximus) ist eine Nacktschnecke und gehört zur Familie der Schnegel. Er kann bis 20 cm gross werden. Im Vergleich zur Wegschnecke ist er schlanker und länglicher. Man erkennt ihn an:
- der ausgeprägten Zeichnung mit Leopardenmuster (wobei einzelne Exemplare auch einfarbig sein können)
- am Atemloch, das sich im Gegensatz zur Wegschnecke im hinteren Teil des Mantelschilds befindet
- am Rückenkiel, welcher sich vom Ende des Mantelschilds bis zum Ende der Schwanzspitze zieht
Tigerschnegel sind in ganz Mittel-Europa heimisch. Durch Verschleppung kommen sie inzwischen ebenfalls in anderen Teilen der Welt vor.
Grundsätzlich sind die Schnegel standorttreu. Sie bewegen sich in der Regel in einem Radius von 5 – 10 Meter um ihr Quartier herum und bilden mit der Zeit Kolonien. Haben sie sich einmal an einem Ort angesiedelt, verlassen sie diesen nicht mehr. Sie vermehren sich dann von Jahr zu Jahr, sofern sie genügend Nahrung finden.
Tigerschnegel verstecken sich tagsüber normalerweise und kommen erst zur Dämmerung oder in der Nacht aus ihrem Versteck. In unseren Breitengraden vergraben sie sich im Winter und fallen in eine Winterstarre.
Tigerschnegel können bis zu drei Jahre alt werden.
Fortpflanzung
Wie alle Schnegel ist auch der Tigerschnegel ein Zwitter und hat sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane. Der Paarungsakt ist ziemlich spektakulär und artistisch: Das erste Tier sondert eine spezielle Schleimspur ab, worauf das zweite Tier die Verfolgung aufnimmt. Sie steigen hintereinander in eine erhöhte Position, z.B. auf einen Ast, worauf sich die beiden Partner an einem Schleimfaden abseilen und kopfüber, in der Luft hängend, umschlingen und die Begattung vollziehen.
Die Tigerschnegel legen ihre Eier im Juli bis August, wobei ein einzelnes Gelege 100 – 300 Eier enthalten kann. Nach 20 – 30 Tagen schlüpfen die Jungtiere. Diese sind winzig und anfangs blass weiss. Ihre typische Zeichnung bekommen sie erst nach ein bis zwei Wochen.
Forschung
Es ist erstaunlich, wie wenig Forschung zu Tigerschnegeln, und zu Schnecken im Allgemeinen, betrieben wird. Die meisten Erkenntnisse stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Gerade im Hinblick auf eine mögliche natürliche Bestandsregulierung von Wegschnecken durch Tigerschnegel ist es sehr schade, dass dazu keine grösseren Studien bestehen. Es gibt jedoch zwei (kleinere) wissenschaftliche Studien von norwegischen Forschern, die eine Bestandsregulierung belegen. Wir möchten diese hier kurz vorstellen.
Winter B, Ørmen T, Bøckman P. (2009):
«Eine experimentelle Studie über das Territorial- und Raubverhalten beim Tigerschnegel (Limax maximus)»
Zusammenfassung:
Das räuberische und territoriale Verhalten des Tigerschnegels (Limax maximus) gegenüber der gewöhnlichen schwarzen Wegschnecke (Arion ater) und der invasiven spanischen Wegschnecke wurde in einem einfachen Experiment untersucht. Der Tigerschnegel zeigte eine bemerkenswerte Aggressivität gegenüber Wegschnecken. Sie griff sie in 18 von 20 Durchgängen an, biss zu und vertrieb sie. Kleinere Gehäuseschnecken wurden weitgehend ignoriert.
https://oda.oslomet.no/oda-xmlui/handle/10642/9470
Ørmen T, Winter B, Bøckman P. (2010):
«Negative Korrelation zwischen den Populationsdichten des Tigerschnegels (Limax maximus) und der spanischer Wegschnecke (Arion ater)»
Fazit:
Auf der Grundlage unserer Daten besteht eine statistisch signifikante negative Korrelation zwischen der Anzahl und der Dichte von Limax und Arion.
Spannend in der Studie von 2010 sind auch die "anekdotischen" Informationen von Gartenbesitzern.
In allen Fällen war die Dichte der Wegschnecken hoch, als die ersten Individuen von Tigerschnegeln beobachtet wurden, und der Übergang von der Dominanz der Wegschnecken zu den Tigerschnegeln dauerte 2-4 Jahre. Danach stellte die Population der Tigerschnegel selbst kein Problem dar, da sie nie dieselbe Dichte wie vorher die Wegschnecken erreichte, und da die Tigerschnegel Blumen und Nutzplanzen niemals im gleichen Masse angreifen.
https://oda.oslomet.no/oda-xmlui/handle/10642/9471
Fazit der beiden Studien:
Tigerschnegel sind aggressiv gegenüber der spanischen Wegschnecke, greifen diese an und vertreiben sie aus ihrem Revier. Somit besteht eine negative Korrelation zwischen dem Bestand an Tigerschnegeln und spanischen Wegschnecken. (Das heisst: Je mehr Tigerschnegel, umso weniger spanische Wegschnecken).
Und zu obigem Bild der spannende Kommentar des Fotografen Magne Flåten:
The story behind the photo is that I came home late one evening and saw two Spanish snails preparing to mate. I was about to remove them when I saw my deployed L. maximus come rushing towards the two. It first attacked the nearest one and bit it several times, causing wounds. The second Spanish snail escaped, and L. maximus (the fastest snail in Norway) followed the slime trail after it, bit it to death and ate part of it. This is what the picture shows. I have a small garden on each side of my house, and I make sure to have one L . maximus at each location. They are territorial, and they chase or kill the brown ones. They do not attack snails with shells, and do little damage to my plants.
Literatur / Links
Tigerschnegel auf Wikipedia
Video der Paarung auf youtube, by «Die lebende Welt der Weichtiere»
schneckenhilfe.de - Tigerschnegel
Die faszinierende Welt der Schnegel - Tigerschnegel
«Heisse Sommernächte mit Schnegeln» - Artikel in der Wochenzeitung (woz)